Einleitung und Dank

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Es gab immer schon Lesben

Es gab immer schon Lesben – sie waren meist nur nicht sichtbar, haben keine Spuren hinterlassen, es sei denn, sie sind straffällig und aktenkundig geworden. Aber auch dann wurde ihre Geschichte lange nicht erzählt, denn Geschichte war zumeist die Geschichte der Herrschenden und nicht der „normalen“ Menschen. Das änderte sich erst nach der 68er Bewegung. Es wurde die Geschichte von Arbeitern (und später auch der Arbeiterinnen) erforscht und erzählt. Aus der 68er Bewegung entstand auch die Frauen/Lesbenbewegung. Aus ihr heraus begaben sich Historiker*innen auch auf die Spurensuche nach der Geschichte von Frauen, auch von lesbischen Frauen.

Stadtrundgang als Spurensuche lesbischer Frauen in Hamburg

Der hier vorliegende Stadtrundgang begibt sich auf die Spurensuche nach der Geschichte lesbischer Frauen in Hamburg. Anhand von 11 Stationen werden Spuren lesbischen Lebens in Hamburg vom Ende des 17./Anfang des 18.Jahrhunderts bis Anfang der 1980er Jahre erzählt.

  • Ilsabe Bunk ist die erste in Hamburg lesbisch lebende Frau, die bekannt ist. Sie ist straffällig geworden und die Akten sind entdeckt und bearbeitet worden (Station 1).
  • Dann gibt es erst wieder Erkenntnisse aus dem Kaiserreich, also der Zeit um 1900 herum. Hier werden exemplarisch zwei Frauenpaare vorgestellt, von denen wir aber keine expliziten Quellen haben, aus denen sich eine lesbische Beziehung nachweisen lässt (Station 2).
  • In den sogenannten Goldenen Zwanziger Jahren des 20.Jahrhunderts wendete sich einiges zum Guten, aber lesbische Liebe war noch immer nicht gesellschaftlich anerkannt (Station 3).
  • Die Machtübernahme der Nationalsozialisten am 31.Januar 1933 verschlechterte die Lage der lesbischen Frauen sehr. Sie wurden zwar nicht direkt strafrechtlich verfolgt, der §175 Strafgesetzbuch fand keine Anwendung auf Frauen, aber die gesamte Infrastruktur wurde zerstört, Lesben wurden denunziert und aufgrund verschiedener Gründe verfolgt, inhaftiert und auch ermordet (Station 4).
  • Die Nachkriegsjahre waren bestimmt vom Wiederaufbau und einer restriktiven Familienpolitik, in der lesbisch lebende Frauen keinen Platz hatten und sie dazu zwang, weiterhin versteckt zu leben. Es gab aber Treffpunkte wie z.B. das Stadtcasino (Station 5) oder die Ika-Stuben sowie die Zeitschrift: Wir Freundinnen (Station 6). Aufgrund des Prozesses gegen zwei lesbisch lebende Frauen, die den Ehemann der einen Frau umbringen ließen, begann die politische Lesbenbewegung.
  • Der Protest der Frauen aus Hamburg und Berlin (und anderen Städten) richtete sich gegen die einseitige Prozessführung und die diffamierende Prozessberichterstattung, hauptsächlich der Boulevardpresse (Station 7).
  • Danach gründeten Frauen/Lesben verschiedene Orte, an denen sie sich ungestört treffen, diskutieren und austauschen konnten. Dazu gehörte die Frauenkneipe, (Station 8) der Frauenbuchladen (Station 9), die Vorläufer des Café endlichs (Station 10) und des Lesbenvereins Intervention (Station 11). In den 80er Jahren entstanden viele weitere Frauenprojekte und die Frauenbewegungen diversifizierte sich.
In den 1980er und 1990er Jahren gab es noch eine Vielzahl von Orten für die Hamburger Lesben.

Die vorliegenden Stationen können einzeln oder in chronologischer Reihenfolge angeschaut werden.

Sie werden immer wieder aktualisiert oder ergänzt.

Arbeitsbögen für den Unterricht ab der 10. Klasse zum Thema Diversität werden erstellt und zur Verfügung gestellt.

Durch einen virtuellen Rundgang wird ein Stadtrundgang in Präsenz nicht überflüssig, denn er lebt auch vom Dialog und den Fragen der Teilnehmenden. Deshalb bietet das  Frauen*bildungszentrum DENKtRÄUME in unregelmäßigen Abständen oder auch auf Anfrage Rundgänge zu Spuren lesbischen Lebens in Hamburg an.

Dank

Danke an alle, die mir bei der Erstellung des virtuellen Stadtrundganges geholfen oder mitgewirkt haben und ohne die es diesen virtuellen Rundgang nicht gäbe:

Annette Falck, Emilia Tschertkova und Maxim Lequeux, Heike.Mews, Katja Nottelmann, geb. Nicklaus, Katrin Jäger, oshra danker, Reingard Wagner und an meine DENKtRÄUME Kolleginnen: Inga Müller, Kirstin Bostelmann, Martina Druckenthaner und Nicolli Povijac.

Und Dank an die Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg für die Förderung  dieses virtuellen Rundganges.

Karin Schönewolf


Bildnachweise

Beitragsbild: Privatarchiv H. Mews aus der Zeitschrift „Dorn Rosa“. Stadtplan © H. Mews


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