Station 11: Lesbenverein Intervention e.V.

> zurück zur Karte

Intervention ist der einzige Lesben*verein in Hamburg und existiert seit 1994. Die Wurzeln liegen in einem schwul-lesbischen Projekt aus der alternativen Gesundheitsbewegung  von 1982. Neben Beratung gab es auch offene Angebote für alle Altersgruppen, bezahlt und auf ehrenamtlicher Basis. Der in der Community gut vernetzte Lesben*verein Intervention arbeitet immer auch systemkritisch. Eine der zentralen Forderungen ist: Gleiche Reche für alle Lebensformen – auch jenseits der Ehe für alle.

Die Ursprünge von Intervention lagen in der alternativen Gesundheitsbewegung, die die herrschende und bevormundende Medizin infrage stellte und etwas Eigenes, Selbstbestimmtes und Selbstermächtigendes entgegensetzen wollte. Homosexualität wurde von der Weltgesundheitsorganisation erst ab 17.Mai 1990 nicht länger als Krankheit eingestuft.

Gründung als schwul-lesbisches Beratungs-Projekt

Intervention wurde 1982 als schwul-lesbisches Beratungs-Projekt gegründet. Der Name war Programm – intervenieren heißt eingreifen. 1983 bezog Intervention eigene Räume in St. Georg.

1993 machten sich die Vereine  der Schwulen aus dem Dachverband selbstständig, sodass die Angebote für lesbischeFrauen und Mädchen übrig blieben.

Seit 1994 ist Intervention der einzige Lesbenverein Hamburgs. Nach Räumlichkeiten am St. Georgskirchhof 4 und der Schmilinskystraße 7 (beides in St. Georg) zog der Lesbenverein Intervention 1995 ins Karo-Viertel, zunächst in die Mathildenstraße 4 und 1998 in die Glashüttenstraße 2, einem nach außen gut erkennbaren Ort für Lesben.

Fassade Intervention in der Mathildenstraße

Es gab wechselnde Angebote für ältere und junge Lesben, wie z.B. durch das seit 1998 bestehende JungLesbenzentrum. Treibende Kraft bei Intervention war über viele, viele Jahre bis ca. 2016 Bea Trampenau. Sie wurde dabei über die ganzen Jahre von vielen anderen unterstützt.

Fassade Intervention in der Glashüttenstraße

Systemkritik und Sozialarbeit

Bei Intervention war politische und systemkritische Arbeit immer Programm, u.a.

  • Sichtbarmachen von Lesben aller Altersgruppen und Aufzeigen der (unsichtbaren) Diskriminierung von frauenliebenden Frauen. Es ging/geht darum, Lesben Freiraum zu bieten – u.a. zum Entwickeln eigener Ideen oder zur Hilfe zur Selbsthilfe.
  • Zu Wahlen wurden eigene Wahlprüfsteine erstellt und an die Politik übermittelt – auch mit Wahlveranstaltungen. Eine zentrale Forderung war immer, gleiche Rechte für alle Lebensformen, auch jenseits der Ehe für alle.
  • Neben Beratung gab es wechselnde Gruppenangebote für alle Altersgruppen, unterschiedliche Veranstaltungen, wie z.B. den Dialog der Generationen, in dem jüngere und ältere Lesben sich über ihre Sichtweisen auf ein bestimmtes Thema austauschten.
  • Neben dem feministischen pädagogischen Angebot für junge Lesben war / ist einer der Schwerpunkte das Thema Lesben und Alter. Intervention war an der Gründung des bundesweiten Dachverbandes Lesben und Alter maßgeblich beteiligt. Bundesweite Fachtagungen wurden mit initiiert oder auch selber durchgeführt, Facharbeitskreise wie z.B. „anders altern“  gegründet. Es wurde und wird sich mit anderen Schwulen- und Lesben und Frauenvereinen und -organisationen vernetzt. Und Intervention bot Räumlichkeiten, in denen sich selbstorganisierte oder angeleitete Lesbengruppen treffen konnten, wie z.B. die Golden Girls, die politische Aktionsgruppe oder im selbstorganisierten offenen Café.
  • Intervention beteiligt sich an den Demonstrationen zum 8.März, am Hamburger Dyke* March und an der bundesweiten Vernetzung der Dyke* Marches, beim CSD oder auch am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11. Intervention setzt sich außerdem auch gegen Sozialabbau, Gewalt und rassistische Strömungen ein.

2016 gab es im Verein einen Wechsel und ein neuer Vorstand übernahm den Betrieb von Intervention. Dem neugewählten Vorstand gehörten Gila Rosenberg, Katrin Behrmann, Vanessa Lamm und Vivien Emser an. Die Arbeit bei Intervention konzentriert sich seitdem schwerpunktmäßig auf die Projekte des Lesbenvereins Intervention: das JungLesben*zentrum und seit 2017 die Netzwerkstelle Lesben für die Netzwerkarbeit innerhalb der Community, Facharbeitskreisen und mit der Politik.

Zusätzlich gibt es seit 2018 eine hart erkämpfte Stelle für lesbische Geflüchtete: Refugee Sisters*.

Ziel von Intervention ist es weiterhin, lesbische Lebensweisen und die nach wie vor bestehende Diskriminierung von Lesben aber auch von Bi-Frauen und transidenten Lesben sichtbar zu machen und zum Positiven zu verändern. Ein weiteres Projekt – Queere Vernetzung, ist fachlich sowohl an Intervention als auch an das mhc (Magnus Hirschfeld Centrum) angebunden.

Die finanzielle Situation von Intervention war immer starken Schwankungen ausgesetzt. Eine besonders starke Zäsur erfuhr der Verein zur Zeit der CDU-Schill-FDP Regierung in Hamburg. Die Gelder für Frauen- und Lesbenprojekte wurden massiv gekürzt (2002), so auch bei Intervention – dem Junglesbenzentrum wurde 42% der Fördersumme gestrichen. Mittlerweile ist die Finanzierung wieder gesichert, es bleibt zu hoffen, dass dies von Dauer ist.


Anmerkungen:

Danke an Heike.Mews für die Informationen zu Intervention, die mal auf der Website standen. Sie war über etliche Jahre im Vorstand von Intervention und hat unter anderem die Website betreut.

Danke an Karin Klipp (derzeitige Projektleitung Netzwerkstelle Lesben* in Hamburg) für die Informationen zur aktuellen Situation von Intervention, die sie am 02.08.2021 beim Landesfrauenrat vorgestellt hat.

Und weitere Infos hier:

Wienke Moser: Frauenprojekte im Blickpunkt. Der Verein Intervention. In: escape Januar 2004. S.11-12

oder auch in der Zeitschrift Mathilde, die im Archiv von DENKtRÄUME einzusehen ist.    


Bildnachweis:

Foto Glashüttenstraße: Karin Klipp, Beitragsfoto: Reingard Wagner, Foto Mathildenstraße und Logo: Privatarchiv H.Mews


> zurück zur Karte

Kommentare sind geschlossen.